In dieser Rubrik wird es, ähnlich wie im letzten Jahr, wieder meine Eindrücke zu den Serien geben, die ich in den letzten rund 12-15 Monaten gesehen habe. Meine Einschätzungen sind subjektiv, aber unumstößlich und können sich auch durchaus mal auf Serienstaffeln beziehen, die schon etwas älter sind. In alphabetischer Reihenfolge wird es hier nach und nach kurze Kommentare zu jeder dieser Serien geben.
Bisher besprochen:
Die „Misfits“
Being Erica
Better Off Ted
The Big Bang Theory
Breaking Bad
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Burn Notice
Ab dem 28. September, also Montags, wird der mittlerweile nicht mehr ganz so kleine Sender VOX wieder mal eine tolle US-Serie ins Programm nehmen (übrigens aus dem auch nicht mehr ganz so kleinen USA Network), was mich persönlich sehr freut, handelt es sich doch um eine Serie, die ich ziemlich mag: Burn Notice. Ein kleiner Wermutstropfen ist leider die Startzeit von 22.05Uhr, Primetime wäre natürlich super gewesen – aber man will in diesen Zeiten ja nicht zu unrealistisch werden. Hoffen wir mal, dass sie einer breiteren Zuschauermasse zugängig wird, die Kriterien für einen breiten Erfolg sind zumindest meiner Meinung nach gegeben, schließlich ist „Burn Notice“ reinstes Popcorn-Kino im besten Sinne des Wortes. Hohes Tempo, witzige Dialoge, ordentlich Rabatz in Sachen Action und dazu noch schicke Bilder aus dem allzeit sommerlichen Miami.
Auch um die deutsche Synchro mache ich mir eigentlich keine großen Sorgen, da der Spaß in den seltensten Fällen auf subtilem Wortwitz basiert, sondern eher aus den Situationen heraus und Michaels Kommentaren aus dem Off dazu. Die Hauptfigur Michael Westen ist sicherlich auch die einzige Figur, wo man wirkliche Exzellenz in der Synchro haben muss. Schließlich spielt Hauptdarsteller Jeffrey Donovan nicht nur ziemlich genial, sondern eben auch sehr abwechslungs- und facettenreich, wenn es mal wieder darum geht, dass er eine andere Coveridentität annimmt und dies oftmals auch sprachlich mit verschiedensten Dialekten und Akzenten unterstützt – das muss auch auf Deutsch gut rübergebracht werden. Aber schauen wir mal. [Für inhaltliche Beschreibungen verweise ich einmal mehr auf den Eintrag aus dem letzten Jahr]
Unabhängig von der deutschen Erstauswertung bin ich nach wie vor von „Burn Notice“ sehr angetan. Klar, die Serie stellt keine besonders hohen Ansprüche an den Zuschauer, aber es bleibt weiterhin auf sehr hohem Niveau unterhaltsam, da es gelingt den Bogen zwischen dem „Case of the week“ und dem Vorantreiben des Serial-Elements ganz gut zu schlagen, ohne einerseits die Ausgangsposition (Michael ist „verbrannt“ und steckt in Miami fest) zu weit zu verlassen und andererseits allzu redundant zu werden. Klar ist allerdings auch, dass, wo man sich mittlerweile in der Mitte der dritten Staffel befindet, es bald schon ein wenig weitergehen muss, beim Bemühen Michaels um Aufklärung. Immerhin haben sich da bis zur „Herbstpause“ der dritten Staffel wieder einige interessante Entwicklungen ergeben, die die Serie im Winter weiterbringen können.
Meine Wertung: 8 von 1o Undercover-Gabeln
[für Season 2 und schon ein wenig Season 3]
Californication
Letztes Jahr habe ich an dieser Stelle gefragt, ob Californication in Deutschland ein ähnlich starkes Medienecho hervorruft, wie im prüden Amerika – dem war natürlich nicht so, auch wenn es David Duchovny immerhin schaffte, durch seine Sexsuchttherapie zumindest ein paar der deutschen Klatschspalten zu colorieren.
Immerhin lief die Serie auch ohne Skandalisierung erfreulich erfolgreich auf RTL2 (und vorher auf AXN) an und das ist auch gut so, schließlich hat „Californication“ wirklich einiges an Qualität zu bieten.
Auch in der zweiten Staffel promiskuiert sich Autor Hank Moody, mittlerweile von seiner Schreibblockade geheilt, wieder recht fröhlich durch diverse Betten (und andere Liegemöglichkeiten), versucht immer noch ein besserer Vater zu sein, versucht immer noch irgendwie seine Beziehung zu Karen nicht dauerhaft zu zerstören. Dazu gibts noch eine Sterilisation, einen Pornodreh, Drogentote und eine neue tolle Hauptfigur namens Lew Ashby, über den Hank eine Biographie schreibt. Die Dialoge sind immer noch exzellent, der Stil ist weiterhin wunderbar locker in der Balance zwischen Drama und Comedy. Einfach eine Serie, die rundum gelungen ist und richtig großen Spaß macht.
Die DVD zur ersten Staffel wurde gerade in Deutschland veröffentlicht, was ich durchaus empfehlen würde, da auch hier wieder natürlich einiges „lost in translation“ ist. Bald startet die dritte Staffel in den USA und, wenn ich mich nicht vertue, dürfte dann demnächst auch irgendwann Staffel 2 auf RTL2 kommen (auf AXN ist sie im August gestartet).
Meine Wertung: 9 von 10 Penis-Gabeln
Chuck
Jeder, der hier halbwegs regelmäßig reinschaut, dürfte schon mitbekommen haben, dass ich die Serie Chuck mehr oder weniger vergöttere. Dementsprechend erwartet hier hoffentlich niemand ernsthaft, dass ich nun eine objektive und seriöse Besprechung der zweiten Staffel folgen lasse. Wichtig ist nur eines zu wissen:
CHUCK ROCKT DIE SCHEISSE FETT!
Ich liebe einfach diese Mischung aus Comedy und Action, sowie einem guten Schuss Wärme und Gefühl, garniert mit einer überbordenden Fülle an Popkulturzitaten, die einem ein dauerndes Grinsen auf die Lippen zaubern. Dazu sitzt die Mischung einfach mittlerweile so richtig perfekt, dass die Macher um Josh Schwartz schaffen es Woche um Woche wieder spannende Geschichten um diese absolut liebenswürdigen Charaktere herum zu erzählen, die wunderbar kurzweilig sind. Alleine schon für die wahnsinnige Folge „Tom Sawyer“ oder dieses unfassbar geniale Finale der Staffel zum Styx-Klassiker „Mr. Roboto“ muss man diese Serie einfach lieben. Und wer das nicht tut, der hat keine Ahnung. Basta.
Abseits meines Fanboytums, bin ich sehr gespannt, wie sich die neue Situation, die am Ende von Staffel 2, zustande kam, nun auswirken wird. Ein nun „unbesiegbarer“ Chuck würde ja grundsätzlich dem „Underdog ist Held wider Willen“-Motiv der Serie etwas zuwiderlaufen. Glücklicherweise werden wir ja die Gelegenheit bekommen, dies auch wirklich zu sehen, denn Chuck ist tatsächlich verlängert worden, obwohl die Quoten eher den Erwartungen hinterherhinken. Dass es -aller Voraussicht nach- erst im März 2010 so sein wird, ist hart (sehr, sehr, sehr hart), aber eben in Anbetracht der Umstände zu verschmerzen.
Schön auch, dass die Serie es endlich ins deutsche Fernsehen geschafft hat und ProSieben sie seit wenigen Wochen ausstrahlt. Nicht so schön, dass sie sich nicht getraut haben, wie ursprünglich mal angekündigt, sie in die Prime Time zu setzen, wo sie nicht so verschenkt wäre, wie am späten Samstag Nachmittag um 17 Uhr, während Bundesliga noch läuft. Immerhin könnte man an diesem Tag den Video(oder Festplatten-)recorder durchlaufen lassen, weil dort mittlerweile wirklich fast nur hochkarätiges Serienzeug läuft.
Um nicht ganz den Anschein völliger Subjektivität zu erwecken, möchte ich zu guter Letzt noch auf eine etwas ausgewogenere Besprechung der Staffel von TheRudi verweisen – auch wenn der natürlich keine Ahnung hat. Zumindest kann ich im Ansatz seine Kritik am Staffelfinale verstehen und teile sie auch prinzipiell ein wenig.
Aber egal, ich kann nicht ohne Chuck, deswegen kann es für mich nur eines geben.
Meine Wertung: 10 von 10 Objektivitätsgabeln [für Season 2]
Crusoe
Die Geschichte von Robinson Crusoe, im 18. Jahrhundert von Daniel Defoe als Roman veröffentlicht, wurde seitdem in bestimmt an die 100 Filmen, Operetten, Musicals, Theaterstücken und Serien verwustet. Die jüngste Adaption kommt dabei als internationale Co-Produktion in Form einer TV-Serie mit dem schlichten Titel „Crusoe“ daher und wurde gegen Ende des vergangenen Jahres ohne allzu viel Aufsehen zu erregen bei NBC ausgestrahlt. Und zählt mit Sicherheit nicht zu den besseren Adaptionen.
Da stellt sich natürlich nun die Frage, warum ich diese 13 Episoden dauernde Serie bei meinem Gesamtpensum überhaupt weiterverfolgt habe. Zum Einen hatte sie sicherlich den Vorteil, dass sie auch während der Winterpause hindurch ausgestrahlt wurde und relativ wenig Konkurrenz in diesem Zeitraum hatte (abgesehen von dem, was in der ersten Seasonhälfte so „ungesehen aufgelaufen“ war und einzelnen Serien wie Leverage).
Aber da gibt es dann noch einen anderen Punkt. Viele Serien, gerade auch von denen, die ich schaue, haben gewisse Überlappungen, thematisch und/oder inszenatorisch und wenn man beispielsweise die vierte Mediziner- oder Krimi-Serie mit im Programm hat, dann wird man, auch unabhängig von der Qualität, irgendwann doch auch mal etwas übersättigt von OP-Sälen und Forensiklaboren.
Dementsprechend bot Crusoe in diesem Fall einfach etwas Abwechslung vom sonstigen „Serien-Alltag“ mit hübschen bunten Bildern und ein bisschen Piraten- und Abenteuerfeeling. Klar, das Produktionsniveau war irgendwo zwischen passabel und alten RTL-Sonntag-Nachmittag-Serien (Herkules, Xena & Co) und die Geschichten, die man da erfunden hat, um ein wenig Action-Element reinzubringen waren leidlich okay (und grenzten manchmal schon ein bisschen an Verzweiflung, wenn man sah, wie versucht wurde, neue Menschen auf die Insel zu bringen, ohne dass Crusoe die Chance bekam, die Insel wieder zu verlassen). Aber es reichte mir, meistens, um mal ein bisschen sehr leichte Kost zu haben. Und so ein bisschen McGyverismus hat ja schließlich auch noch selten einer Serie geschadet.
Ihr seht, ich versuche eher zu rechtfertigen, als zu erklären und zu beschreiben. Ihr könnt die Serie also getrost vergessen, wenn ihr mögt. Eine Fortsetzung steht wohl ohnehin eher nicht zu erwarten. Also, kurzum zum Punkt.
Meine Wertung: 5 von 10 verschollene Gabeln [für Season 1]