27. Oktober 2008 · 12:02 am
Bayern is the new Bremen, Bremen is the new Mittelmaß, Hertha is the new Cottbus, Hoffenheim is the new Spitze, Leverkusen is the old Leverkusen und Stuttgart is the new Bayern!?
Bundesliga, 9. Spieltag:
VfB Stuttgart – VfL Bochum 2:0 (0:0)
Diese Saison fängt irgendwie an zu nerven. Woche um Woche lassen mich die Spiele und auch die Resultate des VfB wieder ratlos zurück.
Denn das was Stuttgart sich bislang so zusammenkickt, schreit eigentlich geradezu nach Mittelmaß und Bedeutungslosigkeit im tabellarischen Nirvana. Und wenn wir den derzeit sowohl in den Blogs als auch in Fußballdeutschland generell gern verhöhnten Mario Gomez nicht hätten, dann wären wir da wohl auch tatsächlich.
Stattdessen haben wir heute aber mal wieder ein Gurkenspiel gegen einen defensiven Gegner letzten Endes doch mehr schlecht als recht gewonnen, obwohl wir nicht überzeugen konnten – und zu allem Überfluss sind wir dadurch dann auch noch auf Rang 4 gelandet mit nur 3 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer. Das ist übrigens ein Punkt weniger als zum gleichen Zeitpunkt in der Meistersaison. Aber das nur so am Rande.
Aber kurz zum Spiel selbst: Im Grunde war es ähnlich wie so häufig diese Saison. Der Gegner igelt sich hinten ein, während der VfB klar die Feldüberlegenheit innehat, ohne aber auch nur ansatzweise ein spielerisches Mittel zu finden. Gleiches hatten wir schon gegen Berlin zuletzt, gegen Karlsruhe, in diversen UEFA-Cup-Spielen und auch in Dortmund vom Prinzip her. Das Problem liegt dabei eindeutig im Mittelfeld, dass scheinbar nicht über die Mittel verfügt eine konzentrierte Defensive wirklich auseinanderzunehmen. Vor allem in Halbzeit eins war das mehr als eklatant, wo man so gut wie keine richtig gute Torchance herausspielen konnte. Immerhin waren die Bochumer nach vorne derart passiv, dass es auch für Lehmann ein mehr als geruhsamer Abend war.
Erst in der zweiten Halbzeit gelang es dann etwas mehr die Initivative zu übernehmen, ohne aber wirklich druckvoll zu agieren. Auch hier lag wieder der schwarze Peter vor allem im Mittelfeld, das es nicht verstand die Pässe entscheidend zu spielen – bis zur 80. Minute, wo dann tatsächlich von Khedira der Pass durch die beiden Innenverteidiger auf Gomez gelang, der dann den Führungstreffer kurz vor Schluss machte. Und drei Minuten später zeigte man dann sogar die zweite Variante, wie man so eine Abwehr eigentlich knacken kann. Die Passkombination über die Aussenseite und der Gang bis zur Aussenlinie, bevor der Pass in den Rückraum kommt. Okay, da war noch der Umweg über einen Bochumer Abwehrspieler, der den Ball abfing und dann zurück ins Halbfeld spielte, wo dann Elson die Chance zur Flanke bekam, die ihren Weg perfekt zu Gomez fand, der dann mal wieder seine Kopfballstärke unter Beweis stellen durfte. Da stellt sich wirklich die Frage, wieso man solche halbwegs konsequent vorgetragenen Angriffe wie vor diesen beiden Treffern nicht häufiger sieht. Eigentlich kann es das Team ja, aber vielleicht mussten auch die Bochumer erst einmal an Substanz verlieren, um diese Tore zu ermöglichen.
Von daher ist das vielleicht auch eine Qualität, die der VfB dieses Jahr zumindest gegen die „kleinen“ Gegner hat. Dass es nämlich gelingt, solange abzuwarten, bis man kurz vor Ende die Chance hat, eine Unaufmerksamkeit im Defensivverbund zu nutzen, die dann den Siegtreffer beschert, obwohl man vorher nicht glänzte. Das wäre dann beinahe so wie Bayern in den letzten Jahren oft gegen kleinere Gegner auftrat, oder auch dieses Jahr gegen den KSC – nur hätten diese „Dusel“-Bayern dann eben auch die Spiele gegen Hertha oder Dortmund zumindest nicht verloren. Beim VfB scheint es dagegen für solche Gegner mit solider Abwehr und gewisser Qualität im Sturm nicht zu reichen.
Und das bereitet mir dann natürlich umso mehr Kopfzerbrechen, wenn ich daran denke, dass der nächste Gegner Hamburger SV heisst, bei denen wir am Mittwoch antreten müssen. Die bekamen zwar heute ganz kräftig ihre Grenzen von Hoffenheim aufgezeigt (grandiose erste Halbzeit!), aber der bisherige Saisonverlauf kann eigentlich nur eine Niederlage vermuten lassen.
Zum einen ist es nämlich ein Auswärtsspiel und bis auf den Auftaktsieg bei Gladbach am ersten Spieltag sprang aus den Auswärtsspielen sonst bislang nur noch ein Remis bei Hoffenheim heraus.
Zum anderen sind alle fünf Siege der Stuttgarter nur bei Spielen gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte entstanden (wo ja Bremen derzeit auch beheimatet ist – was unseren Glanzsieg auch wieder etwas relativiert). Aus den vier Partien gegen Mannschaften der oberen Tabellenhälfte gab es lediglich ein mageres Pünktchen – eben jenes gegen den neuen Spitzenreiter aus Hoffenheim.
Aber schauen wir mal, vielleicht passiert ja mal wieder was völlig anderes. Ich wünschte mir nur, es würde ein wenig mehr Spaß machen. Denn das machten die VfB-Spiele bislang leider nur in den seltensten Fällen.
Zumindest eine erfreuliche Randnotiz der letzten paar Spiele sind die Einsätze von Elson, der sowohl gegen Hertha und Bochum als auch gegen Sevilla einige Zeit ran durfte. Das ist vor allem deswegen interessant, da Elson seit Januar 2005 dem VfB angehört (also noch zu Sammers Zeiten!), und bis zum Beginn dieser Saison wahnsinnige drei Bundesligakurzeinsätze insgesamt hatte. Gut, in der Zwischenzeit hatte er diverse Verletzungen und war an insgesamt drei Vereinen in Brasilien verliehen. Vielleicht zahlt es sich ja dann doch aus, dass Verein Geduld mit ihm bewahrte und an ihn glaubte. Heute hatte er immerhin schon mal seinen ersten Assist zu verzeichnen.
Seitenblick – Dritte Liga, ST 11: VfB Stuttgart II – Fortuna Düsseldorf 0:4 (0:2)
Sehr wenig Spaß hatten auch die Stuttgater Fans, die dem gestrigen Spiel der zweiten Mannschaft beiwohnten. Zum dritten Mal innerhalb der letzten vier Spiele kassierte man satte vier Gegentreffer. Während man gegen Bremen II (5 Tore) und die Kickers (4) aber selbst noch zur Genüge traf, war man gestern wohl vollkommen unterlegen und sah gegen das Team aus dem Dorf an der Düssel nicht mal ansatzweise Land – geschweige denn einen eigenen Treffer. Ich hoffe mal, dass sich der Trend von nur einem Punkt aus den letzten drei Begegnungen (die allesamt im eigenen Stadion stattfanden!) sich nicht weiter verfestigt und die Jungs von Rainer Adrion schnell mal wieder ein klares Erfolgserlebnis feiern können. Vielleicht ja schon am Mittwoch gegen den Tabellennachbarn aus Unterhaching. Die könnte man mit einem Sieg hinter sich lassen und so mal wieder in die obere Tabellenhälfte vorstoßen.
Nationalstümer-Effektivitäts-Watch
1. Patrick Helmes – 13 Spiele / 9 Tore / 2 Torvorlagen => NEW-Faktor 2,23
2. Mario Gomez – 19 / 12 / 4 => 2,11
3. Miroslav Klose – 17 / 8 / 7 => 1,82
4. Stefan Kiessling* – 11 / 4 / 5 => 1,55
5. Sebastian Freis* – 11 / 5 / 0 => 1,36
[ Kevin „Leberwurst“ Kuranyi – 16 / 6 / 2 => 1,25]
6. Lukas Podolski – 17 / 6 / 0 => 1,06
7. Jan Schlaudraff* – 10 / 3 / 0 => 0,90
8. Mike Hanke* – 8 / 1 / 1 => 0,50
9. Aaron Hunt* – 9 / 1 / 1 => 0,44
10. Oliver Neuville* – 7 / 0 / 1 => 0,14
Bestandteil dieses Rankings sind nur Einsätze in Pflichtspielen von Verein und Nationalmannschaft. Freundschaftsspiele zählen nicht dazu. Das Ranking umfasst deutsche Stürmer der ersten Bundesliga (und rein theoretisch auch ausländischer erster Profiligen).
Der Kneifer aus der Nutella-Werbung ist der Vollständigkeit halber auch noch mit aufgeführt damit man weiterhin sehen kann, welche Argumente er auf seiner Seite hat.
* = derzeit nicht im Nationalmannschaftskader