Es war einmal vor langer, langer Zeit.
Da war Musikfernsehen zwar nicht mehr ein Fernsehen für die Musik, aber es gab -im Gegensatz zu heute- auch noch tagsüber und abends im Programm dieser TV-Sender Inseln, auf denen Musik noch eine zentrale Rolle inne hatte, die über mehr als nur ihre Klingeltonkompatibilität als Kriterium hinausging.
In eben jene Zeit fiel unter anderem ein Sendung namens „Die Sarah Kuttner Show“ auf VIVA, genau eine dieser angesprochenen Inseln – die Älteren unter Ihnen mögen sich erinnern. Nun kann man zu Sarah Kuttner und ihrer Art durchaus stehen wie man will und man muss sie mit ihrer teils quäkigen Hektik nicht unbedingt mögen, aber sie gab damals zahlreichen unbekannten Künstlern die Möglichkeit ihre Musik einer (etwas) breiteren deutschen Öffentlichkeit zu präsentieren.
Zu den bevorzugt von ihr gefeatureten Künstlern zählte dabei neben einem jungen Mann namens Moneybrother ein weiterer junger Mann, der Adam Green hieß und mit eher skurrilen Texten von sich reden machte.
Als ich nun letzten Monat die Einladung bekam, anlässlich meines Geburtstags ein Konzert von diesem Adam Green im Kölner Gloria zu besuchen, musste ich daher nicht lange überlegen (zumal die Alternativvorschläge aus Attraktivitäts- oder Zeitgründen ausschieden). Schließlich hatte sich Green damals neben seinen unterhaltsamen Songs vor allem auch dadurch einen Ruf erworben, dass er bei öffentlichen Auftritten, sei es Konzert oder TV-Interview, sehr gerne einmal unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Mittel steht. Und das sollte man natürlich mal miterlebt haben. Rock’n’Roll und so…
Und meine Erwartungen wurden erfreulicherweise nicht enttäuscht. Denn natürlich kam Adam Green zu Beginn des Konzerts direkt mal mit einer Flasche Bier in der Hand auf die Bühne, die an diesem Abend nicht seine erste gewesen sein dürfte – und, wie wir selbst sehen konnten, auch nicht seine letzte war. Dementsprechend turnte er fröhlich auf der Bühne rum, während des Konzert und erschien dabei phasenweise extrem unkoordiniert – ohne dabei aber jemals in den Verdacht zu kommen, dass ihm sein Auftritt in irgendeiner Weise aus den Händen gleiten würde.
Gut, zumindest mein Begleiter, der mir dankenswerter Weise den Konzertbesuch geschenkt hat, warf mir nach den ersten Minuten schon einen leicht irritierten Blick zu und äußerte die Befürchtung, dass das Konzert womöglich nicht mehr allzu lange dauern dürfte. Er wusste über den regelmäßigen Rauschmittelgebrauch Greens vorab leider nicht Bescheid…
Aber Green brachte es eben dennoch absolut gut über die Bühne, so dass das Konzert insgesamt rund 90 Minuten dauerte, was ja mehr oder weniger Standard ist für Künstler dieser Preiskategorie. Wenngleich man bei fünf bisher veröffentlichten Alben vielleicht etwas mehr hätte erwarten können – zumal es nicht mal eine Zugabe gab, sondern das Konzert beendet wurde, indem sich Green eine junge Dame aus dem Publikum zog und das verdutzte Ding einfach mit in den Backstagebereich zerrte – und danach nicht mehr gesehen ward. [Was vermutlich gar nicht so schlimm war für die Dame -eher wohl für ihren Freund-, so wie auch ohnehin ein Großteil des Publikums aus Mädels und Frauen verschiedener Altersstufen bestand, die alle eins gemeinsa hatten: Sie waren rollig auf den Künstler.]
Neben der Optik hatte Green aber auch durchaus musikalisch einiges zu bieten. Manchmal leidete die Qualität, gerade bei den schnellen Nummern, doch ein klein wenig unter der clownesken Rumhampelei Greens auf der Bühne, aber schlecht war das dennoch nicht. Insgesamt hätte ich mir allerdings gewünscht, wenn Green ein paar mehr ruhige Songs eingebaut hätte, denn in diesen Momenten war er wirklich richtig, richtig gut. Nämlich dann, wenn die Band die Bühne verließ, er sich eine Gitarre schnappte, auf einen Barhocker setzte und einfach, ohne große Spirenzchen mit seiner markanten Stimme ein Lied vortrug. Das war groß, sehr groß. Aber eben insgesamt auch leider, für meinen Geschmack, zu selten.
So wäre unter dem Strich am Ende des Abends vermutlich ein Fazit herausgekommen, dass sich wohl irgendwo so bei „recht zufrieden“ bewegt hätte, da er auch viele seiner alten „Hits“ spielte, wie beispielsweise Jessica, Emily oder No legs und Nat King Cole, die sich aber natürlich abwechselten mit Songs des neuen Albums „Minor Love“.
Wenn, ja, wenn nicht die Vorband gewesen wäre. Denn die 3 Jungs von Jukebox the Ghost aus Washington haben mich schwer begeistert. Relativ klassische Zusammenstellung mit Gitarre, Keyboard und Drums, wobei sich sowohl Gitarrist als auch Keyboarder den Leadgesang untereinander aufteilen, je nach Song übernimmt das jemand anders.
Rein stilistisch haben sie mich beispielsweise etwas an „They Might Be Giants“ erinnert, da sie ähnlich abwechslungsreich sind und dabei ebenfalls sehr viel Spaß auf der Bühne verbreiten – wenngleich sicherlich auch einen Tick weniger albern als die Altmeister von TMBG. Aber auch sehr starke Parallelen zu Ben Folds, mit dem die Jungs schon auf Tour waren sind nicht von der Hand zu weisen, gerade was die unpeinlich leichtfüßigen Poppigkeit der Songs angeht.
Besonders live können sie wirklich begeistern, mit einer extremen Energie und Begeisterung, die wirklich deutlich macht, dass die Jungs mit Spaß bei der Sache sind – was das Publikum auch entsprechend honorierte mit verhältnismäßig großer Begeisterung seinerseits.
Hat mir auf jeden Fall derart viel Vergnügen bereitet, dass ich mir noch in der Umbaupause zwischen beiden Bands am Merchandising-Stand das Album „Let live & let ghosts“ (stammt aus dem Jahr 2008) zugelegt habe, bevor die paar vorhandenen Exemplare komplett weg waren.
Jukebox the Ghost – bitte merken, den Namen.