Für die Stammleser hier im Blog ist es natürlich nichts Neues, wenn ich erwähne, dass ich im Rahmen meines Jobs regelmäßig Gruppen von Reisebüromitarbeitern oder Reiseveranstaltern in die USA begleite, um ihnen dort die Vorzüge der Destinationen zu zeigen, die ich hier in Deutschland vertrete. Dennoch will ich es zumindest immer mal wieder erwähnen, gerade auch um die entsprechenden Beiträge in den richtigen Kontext zu bringen.
Nach der eher locker ausgelegten Tour auf die Florida Keys im Mai, stand im vergangenen Juni erneut ein Trip in die USA an: Dieses Mal wieder nach Colorado und dieses Mal doch mit einem etwas arbeitsorientierteren Charakter – die Kunst ist es ja immer es so aussehen zu lassen, es sei keine Arbeit, sondern eben Urlaub…
Oder so ähnlich.
Jedenfalls ging es dieses Mal darum, 10 Agenten aus verschiedenen Reisebüros aus allen Teilen Deutschlands (mit leichtem Schwerpunkt auf Ost und Süd), die von einem renommierten Reiseveranstalter mit orangem Logo auserwählt worden waren (aus 200 Bewerbern, wie man hörte), zu begleiten und ihnen ein paar der großartigsten Ecken Colorados zu zeigen, damit sie es dann wiederum Leuten wie Euch besser verkaufen können.
Klingt schlüssig, oder?
Den ersten der Teilnehmer hatte ich schon ein paar Tage vorab besucht, da sein Büro nicht weit entfernt von unserem liegt und so traten wir die Zugfahrt nach Frankfurt gemeinsam an, wo dann nach und nach der Rest der Gruppe eintraf (mit kleineren Zwischenfällen wie einem Besuch des Flughafenzahnarts aufgrund einer kurz vorher abgebrochenen Zahnfüllung – wurde direkt und „in time“ repariert).
Der Flug ging -wie beinahe üblich- mit United Airlines von Frankfurt via Washington nach Denver, leider auch dieses Mal nicht ganz komplikationsfrei. Eigentlich lief alles sehr gut, zumal auch die Einreise mit deutlich unter einer Stunde Dauer sehr zügig von statten ging, wir saßen rechtzeitig im Anschlussflieger, der seinerseits dann auch rechtzeitig losrollte in Richtung Startbahn – nur kam dann blöderweise ein schwerer Gewitterschauer rein, der den ganzen Flugverkehr für einige Minuten komplett zum Erliegen brachte. Die Auswirkungen zogen sich dann noch drei Mal so lange hin, so dass wir letztlich bestimmt weit über eine Stunde im Flieger auf dem Rollfeld verbrachten (immerhin kam man auf die gute Idee, das Entertainmentprogramm schon mal zu starten).
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir kamen ein ganzes Stück zu spät in Denver an, wo aber glücklicherweise ohnehin nicht viel mehr auf dem Programm stand ausser ins Hotel gefahren zu werden und dort kurz mit Drinks und Snacks (lecker Pulled Pork Sandwich, mjam) empfangen zu werden.
Der erste komplette Tage stand dann ganz im Zeichen der zwei größten Städte Colorados – nur leider gibt es davon keinerlei Bilder (von mir), da sich auf dem Weg vom Hotel zum Frühstück herausstellte, dass ich Idiot den Akku meiner Digicam blöderweise nicht aufgeladen hatte und er komplett leer war.
Nach Frühstück und Hotelbesichtigung wurde der Vormittag dann im Wesentlichen mit einem ausgedehnten Spaziergang durch die sehr überschaubare und für amerikanische Verhältnisse äußerst fußgängerfreundliche City von Denver verbracht und dem Besuch in einigen sehr netten, typischen Läden wie dem Tattered Cover Bookstore oder dem alteingesessenen Lädchen Rockmount Ranchwear, die u.a. Brokeback Mountain mit ihrer Westernkleidung ausgestattet haben. Nach einem leckeren Mittagessen (Bison Burger, Süßkartoffel-Pommes und Colorado Kölsch) ging es dann erstmals „richtig“ in unseren kleinen 20-Sitzer-Bus, der für die nächste Woche zu sowas wie unserem Zuhause wurde. Kein Wunder bei rund 2000km, die wir in dieser Zeit dann abfahren sollten.
Nach ein paar Schlenkern vorbei an weiteren relevanten Punkten in Denver Downtown ging es dann raus aus dem direkten Stadtbereich in die nahegelegenen Rocky Mountains, wo wir bei strahlendem Sonnenschein und klarer Luft kurz den genialen Ausblick vom Red Rocks Amphitheater genießen konnten.
Weiter ging es dann nach Colorado Springs, wo ein Besuch des US Olympic Training Centers inklusive Videopräsentation und geführter Tour auf dem Programm stand. Der Komplex ist sicherlich nicht uninteressant (zumal es auch keinen Eintritt kostet), aber doch eher nur spannend für Leute, die sich wirklich für sowas interessieren bzw. halt für Amerikaner. Etwas überspitzt formuliert: Turnhallen, Schwimmbäder und Fitnessräume kann ich mir auch in Deutschland anschauen.
Gut, mit etwas Glück kann man hier zumindest auch öfters mal Spitzensportler beim Training sehen, so war in der Woche vor unserem Besuch beispielsweise Michael Phelps dort häufiger beim Bahnenziehen zu beobachten.
Im Anschluss daran ging es zu einem meiner Lieblingsorte in ganz Colorado, dem Garden of the Gods, wo wir uns erst im Visitor Center den ganz netten Film über die Entstehungsgeschichte der bizarren Felsformationen anschauten und dann von zwei „Cowboys“ mit ihren Jeeps abgeholt wurden und zu Johnny Cash-Songs zu einer Tour durch den Park sowie ein paar der schönen Ecken von Colorado Springs aufbrachen, wie bspw. das wunderschöne Manitou Springs, Old Colorado City und Downtown Colorado Springs.
Nach lecker Lamm zum Abendessen und Übernachtung im recht zweckmäßigen Quality Inn ging es am nächsten Morgen direkt früh „on the road“, da wir zum Frühstück noch rund 90 Minuten Fahrzeit vor uns hatten – was sich dann leider auf zwei Stunden erhöhte, als wir nach einer Viertelstunde kontaktiert wurden, dass einer unserer Reiseteilnehmer seinen Koffer in der Lobby hatte stehen lassen (Reiseprofis… jaja…).
Gegen 9 Uhr kamen wir dann allerdings an unserem Ziel an, dem Royal Gorge Bridge & Park, wo uns neben frischem Kaffee und etwas Backwaren, u.a. die zweithöchste Hängebrücke der Welt erwartete.
Das größte Highlight des Besuchs an der Schlucht war allerdings diesmal nicht die Schlucht selbst, sondern ein kleines Folterinstrument namens „Royal Rush Skycoaster„, was im Grunde nichts anderes ist, als ein riesengroßes Pendel, in das man sich mit bis zu 2 anderen Personen einhängen lassen kann, um dann schön gemütlich in knapp 400 Metern höhe über den Rand der Schlucht hinüberzuschwingen.
Besonders fies ist, dass tatsächlich einer der „Passagiere“ selbst an einer Leine ziehen muss, um sich aus der oben gezeigten Position auszuklinken und dann in ordentlich rasanter Fahrt über die Kante hinauszuschießen – ein wirklich kräftiger Adrenalinkick.
Das Ganze ist wirklich großartig, allerdings muss man schon ordentlich Kohle berappen, da für den Park an sich (inklusive ein paar anderer Aktivitäten und Bahnen) schon rund $25 kostet und der Skycoaster selbst noch einmal extra etwa $60. Nix für die kleine Geldbörse, in der Tat…
Im Anschluss daran ging es weiter entlang der Arkansas River, der die Royal Gorge in die Landschaft gefräst hat, in Richtung des kleinen Örtchen Salida, wo für eine Stadtführung, sowie ein Mittagessen inklusive kleiner Präsentation erwartet wurden.
Voraussichtlich im Jahr 2013 wird zwischen Canon City und Salida nämlich das nächste Verhüllungsprojekt von Christo (Reichstag in Berlin, Central Park in New York) entstehen, der momentan geplant hat, einige Teilstücke des Arkansas Rivers für rund zwei Wochen lang mit Stoffbahnen zu „verhüllen“.
Salida selbst ist ein wirklich sehr hübsches, kleines Städtchen, das hauptsächlich vom Tourismus lebt (und dort vor allem vom Rafting) und einen Zwischenstopp durchaus wert ist.
Nach dem Lunch (Burger mit sehr leckeren Pommes) ging es dann weiter über eine ansehnliche Route nach Gunnison, in unseren nächsten Übernachtungsort, unter anderem galt es den Monarch Pass zu überqueren, der auf 3.448 Metern über den Buckel geht.
Bevor es dann zum Nachmittagsprogramm überging, checkten wir kurz in unsere Unterkunft für die Nacht ein. Das Motel Waterwheel Inn bei Gunnison ist zwar schon etwas älter, hat aber wirklich jede Menge Charme und kam bei allen wirklich sehr gut an. Wobei natürlich die Gruppe von älteren Herrschaften, die im Motel Station auf ihrer 20tägigen Oldtimer-Rallye durch Colorado und Wyoming machte, zu dem Flair durchaus beitrug.
Nach dem Check-In ging es dann direkt weiter mit dem Nachmittagsprogramm, wo wir von Gunnison (mit zwei kleinen Zwischenstopps) ins etwa 30 Minuten entfernte Bergstädtchen Crested Butte fuhren. Crested Butte zählt zu den nicht ganz so bekannten (im Vergleich zu Aspen oder Vail), aber nicht minder exzellenten Skigebieten Colorados und das Örtchen an sich ist wirklich richtig toll und hat mir sehr gut gefallen, als wir es im Rahmen einer gemütlichen Fahrradtour (auf immerhin über 2700m Höhe) erkundeten. Das Stadtbild ist vor allem geprägt von Häusern aus Holz, was sich aus der Historie des 1500 Seelen-Dörfchen erklärt, das vor rund 130 Jahren hauptsächlich Heimat von Arbeitern aus den nahegelegenen Kohle- und Silberminen war. Und Holz war damals halt der billigste Baustoff.
Nach einem kurzen Abstecher ins etwa 5 Minuten entfernte Crested Butte Mountain Resort, der eigentlichen Talstation des Skigebiets (sagen wir mal: eher zweckmäßige Architektur), ging es nach der sportlichen Aktivität zum Abendessen in eine Pizzeria in einer Seitenstraße im Herzen von Crested Butte, dem „Secret Stash„.
Und sollte es irgendjemand von Euch mal nach Crested Butte verschlagen, dann kann ich Euch nur dringend ans Herz legen, dort für eine Mahlzeit einzukehren. Zum einen ist der kleine Laden bis unter das Dach mit Krempel von den Weltreisen der Eigentümern zugestellt, was dem ganzen Häuschen neben der grundsätzlichen Architektur fast so etwas wie den Flair einer Privatwohnung verleiht. Zum anderen -und das ist natürlich noch viel wichtiger- ist das Essen dort auch wirklich absolut exzellent. Die selbst gemachten Dressings (Knoblauch-Parmesan!) zum Salat waren schon der Knaller, aber die Pizzen dann erst… Mein Favorit von den probierten Varianten war ganz eindeutig die „The Notorious F.I.G.“ mit Blauschimmelkäse, Schinken, Trüffelöl und eben Feigen – göttlich. (Nicht probieren konnte ich leider die „Pearway to Heaven“, die u.a. Birnen drauf hatte)
Gut gesättigt ging es dann wieder zurück nach Gunnison, wo ein langer Tag sein Ende im Motelbett fand und es hieß, Kräfte zu sammeln.
Am nächsten Tag ging es schließlich erneut früh raus und ein erneut reichhaltiges Programm galt es zu bewältigen. Den Auftakt machte eine kleine Rundfahrt durch Gunnison, die -neben dem Besuch eines lokalen Coffee Shops- vor allem zwei Stopps beinhaltete.
Zufälligerweise übten hier auch grade zwei Cowboys mit einem Kalb. Interessant.
Im Anschluss ging es in das Pioneer Museum in Gunnison, das erst einmal nicht so viel versprach, sich aber als wirkliches Highlight herausstellte. Neben diversen Sammlungen von unterschiedlichsten Alltagsgegenständen aus den letzten 150 Jahren (angefangen bei Photoapparaten über Pistolen und Grammophone bis hin zu Kutschen und Telefonzellen) glänzt das Museum vor allem mit einer sensationell riesigen und gut erhaltenen Sammlung an Automobilen vom T-Modell bis zum Muscle-Car. Grandios und unbedingt einen Stopp wert.
Im Anschluss an den Museumsbesuch war dann erst einmal wieder Fahrerei angesagt, da das nächste offizielle Etappenziel das rund 3,5h entfernte Silverton war. Insgesamt ist dieses Teilstück allerdings eine der schönsten Strecken in Colorado überhaupt und dementsprechend auch eine meiner Lieblingsecken.
Da ich jetzt aber schon bei 1.800 Worten bin, breche ich den Eintrag an dieser Stelle mal ab und verpacke die weitere Tour in einen anderen Beitrag, der dann in den nächsten Tagen kommen wird. Also, wirklich, versprochen.